BSV-Bestandesaufnahme des Schweizer Präventionsangebots für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern

11. April 2025

Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) hat am 9. April 2025 den Bericht „Aktualisierte Bestandesaufnahme des Schweizer Präventionsangebots für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern“ veröffentlicht. Der Bericht analysiert die Entwicklung der Präventionsangebote seit 2020 und hebt dabei auch die Rolle des Netzwerks „Kein Täter werden Schweiz“ hervor.

Netzwerk „Kein Täter werden Schweiz“ im BSV-Bericht gewürdigt

Der Bericht betont als wichtigen Fortschritt die Gründung des Netzwerks „Kein Täter werden Schweiz“ im Juni 2021 (S. 7, Abschnitt 2.4). Diesem Netzwerk gehören fast alle spezialisierten Behandlungsangebote in der Schweiz an:

  • Die Psychiatrische Universitätsklinik Genf (Consultation spécialisée de sexologie)
  • Das Forensische Institut Ostschweiz FORIO AG
  • Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel
  • Die Präventionsstelle Pädosexualität der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich

Die deutschsprachige Webseite bietet Betroffenen, Angehörigen, Fachpersonen und weiteren Interessierten wichtige Informationen zum Thema sowie Kontaktangaben zu den Therapieangeboten an den einzelnen Standorten (S. 7). Das Netzwerk ermöglicht den Austausch von Erfahrungen und stellt die Qualitätssicherung der Angebote sicher. Zur Gewährleistung der Qualitätsanforderungen arbeitet das Netzwerk eng mit dem deutschen Netzwerk „Kein Täter werden“ zusammen, das über langjährige Erfahrung verfügt (S. 7).

Entwicklung des Schweizer Präventionsangebots nach Sprachregionen

Der Bericht dokumentiert folgende Entwicklungen:

  • Deutschschweiz: Das Angebot hat sich seit 2020 erweitert. Mit dem Verein Beforemore besteht ein niederschwelliges Beratungsangebot für die gesamte Deutschschweiz (S. 3). Die Präventionsstelle Pädosexualität der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich wurde als spezialisiertes Behandlungsangebot geschaffen (S. 5), ergänzend zu den bereits bestehenden Angeboten der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und des Forensischen Instituts Ostschweiz (FORIO AG).
  • Romandie: Das Präventionsangebot ist relativ stabil geblieben, mit dem Beratungsangebot DIS NO und den Behandlungsangeboten der Universitätskliniken Genf und Lausanne (S. 6). Die Nutzungszahlen zeigen einen kontinuierlichen Anstieg – von 20 Betroffenen im Jahr 2018 auf 59 im Jahr 2023 (S. 2-3).
  • Italienischsprachige Schweiz: Der Bericht weist auf eine Versorgungslücke hin. Der Verein io-No! musste aus finanziellen Gründen per Ende Juni 2022 seine Arbeit einstellen (S. 3).

Identifizierter Handlungsbedarf

Der BSV-Bericht identifiziert in Kapitel 5 (S. 11-13) folgende Herausforderungen:

  1. Versorgungslücken: Dringender Aufbau von Angeboten in der italienischsprachigen Schweiz (S. 11, Abschnitt 5.1) und Ausbau in unterversorgten Regionen der Romandie und Deutschschweiz (S. 11, Abschnitt 5.2).
  2. Nachhaltige Finanzierung: Das Zürcher Modell einer vollständigen kantonalen Finanzierung der Präventionsstelle Pädosexualität wird als „Best Practice Modell für die Schweiz“ hervorgehoben (S. 5 und S. 11-12, Abschnitt 5.3).
  3. Anonymität und Kostenlosigkeit: In vielen Kantonen können sich betroffene Personen nicht anonym und kostenlos behandeln lassen, was Behandlungshürden schafft (S. 12, Abschnitt 5.3).
  4. Weiterbildung: Die Thematik der Pädophilie und Hebephilie sollte stärker in die Aus-, Weiter- und Fortbildung von medizinischen und psychologischen Fachpersonen integriert werden (S. 12, Abschnitt 5.4).

Der Bericht betont, dass die Prävention von sexuellen Übergriffen „eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen, Gemeinden und Privaten ist“ (S. 13). Nur durch das Zusammenwirken aller Akteure können die bestehenden Lücken im Präventionsangebot geschlossen werden.

Der vollständige Bericht „Aktualisierte Bestandesaufnahme des Schweizer Präventionsangebots für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern“ kann auf der Website des Bundesamts für Sozialversicherungen eingesehen werden.

2025-04-11T17:42:28+02:00
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